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Recht - Projekte

Recht

Positionierung:

Recht basiert auf einem regulierten wie regulierenden Interagieren zwischen Individuen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Zu­ge­hörigkeiten. Es ist notwendigerweise an Institutionen, Macht­ver­hältnisse, Normierungen, Angaben von Vernunftgründen gebunden, wie es von Individuen, Medien, Diskursformen, Praktiken abhängt und da­durch erst zu dem wird, was seine Funktion als modernes Recht aus­macht: das Zusammenleben und die Praktiken von Individuen in der Gesellschaft rechtsförmig zu regeln. In diesem Zusammentreffen von notwendiger Allgemeinheit und Normativität des Gesetzes und dem unweigerlich singulären Prozessualen, das damit verbunden ist, liegt ein Moment des Rechts, das uns in den hier verfolgten Projekten besonders interessiert. Neben dem (bereits ausführlich behandelten) verbindenden Element zwischen Literatur und Recht in ihrer Eigenschaft als Text(wissenschaften), soll in den Projekten am Zentrum vor allem dem (weniger engen) Begriff der Medialität Rechnung getragen werden.

Zielsetzung:

Entwurf interdisziplinärer Modelle und eine transdisziplinäre Auseinandersetzung zwischen Rechtswissenschaften und den Kunst-, Literatur- und Kulturwissenschaften; wissenschaftstheoretische Dimension/Reflexion; Rückschlüsse auf die prinzipiellen Möglichkeiten von Inter- und Transdisziplinarität.

Objektbereiche:

Rechtstexte in verschiedenen Formaten (Urteilstexte, Gesetze, Kommentare), rechtstheoretische Texte, künstlerische Texte in verschiedenen Formaten

 

Projekte

Die Medien des Rechts/Das Recht der Medien

Susanne Knaller, Doris Pichler

Das Projekt Die Medien des Rechts / Das Recht der Medien diskutiert sowohl die mediale Seite des Rechts als auch die rechtlichen Seiten von medialen Produkten. Es sollen unterschiedliche Disziplinen zu Wort kommen: neben den Rechtswissenschaften sind das vor allem die Geschichtswissenschaften, die Literatur-, Kultur- und Kunstwissenschaften sowie Philosophie. Untersucht werden die unterschiedlichen Verknüpfungen, die zwischen Recht und Medien wie zwischen Rechts- und Mediendiskursen auftreten (können), damit verbundene Fragen der Interdisziplinarität behandeln und die zugrundeliegenden Medienfragen bearbeiten.

  • Susanne Knaller/Doris Pichler (Hg.): Recht im medialen Feld. Aktuelle und historische Konstellationen, in: PhiN 12, 2017.

 

"Recht, Wirtschaft und Literatur". Ein neuer interdisziplinärer Zugang

Habilitationsprojekt

Doris Pichler

Die Literaturwissenschaft als per se interdisziplinär angelegtes Forschungsparadigma hat sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt als Partnerin für ästhetik-fremde Disziplinen erwiesen. So entstanden interdisziplinäre Forschungsfelder wie Literature & Science, Literature & Medicine, Law & Literature und Literature & Economics. Verbindende Grundannahme dieser Forschungskomplexe ist, dass alle Disziplinen auf Texten beruhen und daher bis zu einem gewissen Grad als Textwissenschaften betrachtet werden können. Literaturwissenschaftliche Theorien und Methoden können dann auch außerhalb des genuin literarischen Bereiches fruchtbar gemacht werden. Das Projekt stellt, von einer literaturwissenschaftlichen Perspektive ausgehend, grundlegende Überlegungen zum Potential und zu den Grenzen von Interdisziplinarität an und fokussiert dabei v.a. auf "Recht und Literatur" und "Literatur und Wirtschaft". Zu diesem Zweck wird eine Erweiterung der binär angelegten interdisziplinären Forschungsfelder zu einem triadischen Komplex "Recht, Wirtschaft und Literatur" vorgeschlagen, innerhalb dessen ein inter- und transdisziplinärer Textbegriff erarbeitet werden soll.

 

 

Viele Stimmen – ein Urteil. Zur polyphonen Argumentation von Rechtsprechung. Ein theoretisch-methodologischer Vorschlag am Beispiel des italienischen Verfassungsgerichtsurteils

Promotionsprojekt (eingereicht bei Klostermann, Reihe „Analecta Romanica“. Qualifikations- und Prüfungsphase an der Universität Bonn abgeschlossen)

Marina Bletsas

Die Studie widmet sich dem Zusammenspiel zwischen Argumentation und Polyphonie in der argumentativen Textsorte des italienischen Verfassungsgerichtsurteils. Ausgangsbeobachtung ist es, dass Polyphonie das Urteil dermaßen durchdringt, dass sie als urteilsinhärent postuliert wird. Unter dieser Prämisse nimmt sie einen ähnlichen Stellenwert ein wie die Argumentation an sich, die in der juristischen und rechtslinguistischen Literatur als untrennbarer Bestandteil der Urteile gehandelt wird, für die eine Begründungspflicht besteht. Im Grenzbereich zwischen linguistischer Polyphonietheorie, Argumentationstheorie und der Analyse des juristischen Diskurses stellt die vorliegende Arbeit die Hypothese auf, dass polyphone Konstruktionen in den Urteilen des italienischen Verfassungsgerichtsurteils rhetorisch-argumentative Funktionen haben.

Um das Verhältnis von Polyphonie und Argumentation zu beleuchten, setzt sich die Arbeit zum theoretischen und methodologischen Ziel, den sprechakttheoretischen Ansatz zur Argumentation und die linguistische Polyphonie für die Analyse argumentativer Texte zu kombinieren. Dazu wird die skandinavische Theorie der linguistischen Polyphonie (ScaPoLine) in den argumentationstheoretischen Rahmen der Amsterdamer Pragma-Dialektik eingebettet. Anhand eines Korpus von elf thematisch homogenen Urteilen des italienischen Verfassungsgerichts (1959-2005) wird die Anwendbarkeit des aus der Kombination der beiden Ansätze entwickelten Modells erprobt.

Der ausgearbeitete integrierte polyphon-argumentative Ansatz bewährt sich bei der Analyse des Sprachmaterials sowohl auf der Makro- als auch auf der Mikroebene. Er dient nämlich der texttypologischen Charakterisierung des betreffenden Urteilstypus sowie der Identifizierung von Polyphonie-Indikatoren. Zudem erlaubt er, Einblick in die rhetorischen Muster zu gewinnen, die sich diachron durch die Texte hindurchziehen: Die Ausgangshypothese der rhetorisch-argumentativen Funktion der Urteilspolyphonie lässt sich bestätigen und es wird dadurch möglich, Erklärungsansätze ihrer Rolle in einer modernen Rechtsordnung wie der italienischen vorzuschlagen. Als wichtigster Ansatzpunkt für zukünftige, von der vorliegenden Studie ausgehenden Arbeiten ist die Erprobung und Anwendung des theoretisch-methodologischen Ansatzes an anderen Urteilstypen zu nennen. Voraussichtlich würde dies über ihre Rekonstruktion und Auslegung hinaus auch zur Evaluation polyphon-argumentativer Diskussionen in Urteilen – also letztendlich der Richterarbeit – beitragen.

  • Marina Bletsas: “The Voices of Justice: Argumentative Polyphony and Strategic Manoeuvring in Judgement Motivations. An Example from the Italian Constitutional Court”. In: Frans H. van Eemeren/Bart Garssen (Hrsg.), Scrutinizing argumentation in practice. Amsterdam/Philadelphia, Benjamins, 2015, 77-98.

 

FRAU im legislativen Diskurs: Metaphorische Konzeptualisierungen im Italienischen und Französischen

Habilitationsprojekt

Marina Bletsas

Die Metapher als unumgängliches kognitives Instrument spielt eine wesentliche Rolle u.a. im gesetzgebenden Prozess. Dieser ist wiederum repräsentativ und zugleich wegweisend für den Alltagsdiskurs jeder Kultur. Von diesen Prämissen ausgehend wird der parlamentarische Diskurs zur Untersuchung der metaphorischen (und metonymischen) Konzeptualisierung der FRAU gewählt.

Als Korpus für die kontrastiv angelegte Untersuchung dienen italienische und französische parlamentarische Diskussionen aus dem 19. Und 20. Jh. zu frauenrelevanten Gesetzesvorschlägen, etwa zum Frauenwahlrecht. Vor dem Hintergrund eines pragmatisch angereicherten linguistisch-kognitiven Ansatzes wird zunächst onomasiologisch die Frage nach den sprachlichen Ausdrücken gestellt, die eine metaphorische Konzeptualisierung von FRAU suggerieren. In einem zweiten Schritt wird in semasiologischer Perspektive versucht, die abstrakten konzeptuellen Metaphern zu modellieren.

  • The Metaphorical Conceptualisation of WOMAN in Italian Legislative Discourse, Vortrag am RaAM-Specialised Seminar, Lüttich, Mai 2019.

 

Zwischen Recht und Literatur, zwischen Fakt und Fiktion: Erzählen in der Reihe ‚Außenseiter der Gesellschaft. Verbrechen der Gegenwart‘ (1924-25)

Promotionsprojekt

Mario Huber

Das Dissertationsprojekt legt das Augenmerk auf einen herausragenden und dennoch kaum untersuchten Textkomplex der Weimarer Republik, in dem namhafte Auto­ren zeitgenössische Kriminalfälle in unterschiedlichen, auch experimentellen Formen narrativ behandeln. Im Zentrum der Untersuchung steht das Zusammenspiel von Recht und Literatur in den Texten: Die in die Reihe aufgenommenen Fälle präsentieren explizit und implizit ein problematisch gewordenes Aufeinandertreffen von Individuen und Judikative. Rechtssystem und Rechtskritik werden in den besprochenen Texten auf unterschiedlichen Ebe­nen einer Kritik unterzogen: Institutionen, Personen, Auslegungskonventionen, Sprachverwen­dung oder Normierungsvorgänge werden kontrovers und auch im politischen Zusammenhang diskutiert. Dabei kommt aus mehreren Gründen der Darstel­lung von Emotionen eine wichtige Rolle zu, wobei in der Reihe verschiedene Strategien zum Einsatz kommen, um die fehlende Behandlung von Emotionen vor Gericht offenzulegen und eine Rechtskritik zu formulieren.

  • Mario Huber: „Physiognomik, Graphologie und Charakterologie als ‚Beweismittel‘. Handschriften in der Reihe ‚Außenseiter der Gesellschaft. Verbrechen der Gegenwart‘ (1924/25)“. In: Susanne Knaller/Doris Pichler (Hg.): Die Medien des Rechts. Das Recht der Medien. Sonderheft Philologie im Netz (PhiN) 2017, 142-158.
  • Mario Huber: „Das Material ordnen und ohne Ambitionen aufzeichnen. Hermann Ungars ‚Die Ermordung des Hauptmanns Hanika. Tragödie einer Ehe‘ (1925)“. In: Gabriel H. Decuble et al. (Hg.): Literatur, Sprache und Kultur zur Zeit der Weimarer Republik. Berlin, Frank & Timme. [in Vorbereitung]

 

Kontakt

Zentrum für Kulturwissenschaften

Univ.-Prof. Dr.

Christine Schwanecke

Telefon:+43 316 380 - 8182

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