Das Zentrum für Kulturwissenschaften versteht sich als ein Ort der kulturwissenschaftlichen Grundlagenforschung und wissenschaftstheoretischen Reflexion. Die am Zentrum verfolgten Projekte zeichnet aus, dass sie interdisziplinär und komparatistisch Fragen zu Kulturformen und Kulturtechniken behandeln. Dabei ist ein Interesse an kulturwissenschaftlicher Theorie- und Methodenbildung forschungsleitend. Das Zentrum versteht unter Kulturwissenschaft eine prozessorientierte Kulturwissenschaft, deren Schwerpunkte auf Theoriebildung, Begriffstransfer und Praktiken liegen. Kultur wird als relationaler, prozessualer Begriff verstanden.
Folgende Forschungsbereiche bilden die Basis für die am Zentrum erarbeiteten Projekte:
Kernthemen unserer Forschung
Folgende Kernthemen bilden derzeit am Zentrum für Kulturwissenschaften die Basis für die im Kontext von Emotionskulturen, Medienkulturen und Wissenschaftskulturen durchgeführten Projekte strukturierter und praktischer Interdisziplinarität:
Transdisziplinäre Narratologie
Genre & Kultur
Theater als Performance
Bild als Text / Text als Bild
KI & Autorschaft
Kultur in den Naturwissenschaften
Fragestellungen im Interaktionsprozess zwischen Sprache-Text-Handlung schaffen den verbindenden Rahmen für diese Kernbereiche unserer Forschung. Folgende ausgewählte Forschungsprojekte verschaffen Einblick in die Arbeit am Zentrum für Kulturwissenschaften.
Ausgewählte Projekte
Angela Gencarelli
Bestiarien der Moderne. Literarische Neuverhandlungen einer mittelalterlichen Textgattung.
Habilitationsprojekt von Angela Gencarelli, DAAD-Stipendiatin. September 2020
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts kehrt das Bestiarium, ein zuletzt im Hochmittelalter verbreitetes katalogartiges Tierbuch, in gleich mehreren europäischen und hispanoamerikanischen Literaturen wieder. Ein kurioser Befund, der anregt das Spektrum bislang erforschter Textgattungen der modernen Literatur zu erweitern. Bestarieren sammeln die symbolischen allegorischen Bedeutungen von Tierfiguren, nicht um ihrer selbst Willen, sondern wegen ihres heilsgeschichtlichen Verweisungscharakters. Umso erstaunlicher, dass diese im Zuge der neuzeitlichen Naturforschung verdrängte Textgattung zu Beginn des 20. Jhd. wieder stark an Aktualität gewinnt, und das unter einem stark säkularisiertem und verwissenschaftlichtem Naturverständnis. Das Forschungsprojekt rekonstruiert diese bemerkenswerte Gattungsdynamik für die deutschsprachige Bestiarien-Tradition, die bislang trotz ihrer Breite und Vielgestaltigkeit fast völlig unentdeckt geblieben ist, und sucht die neuartigen Funktionen dieser Verweisungsspiele näher zu bestimmen.
Karoline Gritzner
Theater as Philosophical Enquiry: Aesthetics of the Sublime
Habilitiationsprojekt von Karoline Gritzner, im Rahmen des Lise Meitner-Programms vom FWF gefördert. 29.04.2019-28.04.2022
Dieses Forschungsprojek untersucht, wie das Erhabene als ästhetische Idee in ausgewählten Stücken von zeitgenössischem, euopäischem Drama und Theater verkörpert, negiert und transformiert wird, und was das Konzept des Erhabenen in theatralischer und performativer Hinsicht auszeichnet. Dabei werden philosphische Betrachtungen der künstlerischen Praxis ins Spiel gebracht und die ästhetische Erfahrung und ihre Bedeutung in den Vordergrund gerücken. Die Konzentration auf Drama, Theater und Performance bedeutet eine neue Verlagerung der Aufmerksamkeit von der Literatur und den bildenden Künsten (wo die romantische Poesie, die Landschaftsmalerei und die Konzeptkunst als die traditionellen Orte der erhabenen ästhetischen Erfahrung identifiziert wurden) hin zu den darstellenden Künsten. Das Projekt untersucht, wie die dramaturgischen Praktiken des zeitgenössischen Theaters es uns ermöglichen, die Möglichkeiten (und Grenzen) dieser ästhetischen Erfahrung neu zu überdenken.
Rita Rieger
Poetiken der Bewegung. Tanztexte 1800, 1900, 2000
Habilitationsprojekt von Rita Rieger, durch den FWF als Leiterin des Elise-Richter-Projekts gefördert. 01.10.2018-30.09.2023
FWF-Project no. V660-G30, Open Access
Tanztexte dokumentieren und entfalten Bewegungskonzepte, wie sie in der Darstellung moderner Verständnisse von Wirklichkeit, Subjekt und Kunst verwendet werden. In diesen Texten umfasst 'Bewegung' die physischen Bewegungen des Tanzens, des Schreibens, aber auch psychische und emotionale Bewegungen. Dennoch wurde diese Konstellation aus Bewegungs-, Emotions- und Schreibwissen sowie das ästhetische Potential von Tanztexten in literaturwissenschaftlichen Studien bislang kaum erforscht. Ziel des Projektes ist es, die Relevanz von Bewegung für die modernen Künste und die Literatur aufzuzeigen. Dazu werden vorwiegend französischsprachige Texte von ChoreografInnen und SchriftstellerInnen analysiert, die sich mit dem Schreiben von Tanz sowie dem Verhältnis von Tanz und Emotion beschäftigen. Das Korpus enthält Texte historisch markanter Wendepunkte, da für die Zeiträume um 1800, 1900 und 2000 weitreichende Verlagerungen in der Relation von Tanzästhetik, Emotionstheorie und Schreibpraktiken beobachtet werden können. Aus diesem Spannungsfeld resultieren, so die zentrale Annahme des Projektes, spezifische Textformate, die als 'Poetiken der Bewegung' charakterisiert werden.